Inklusion und Integration
Die JRS - „eine Schule für alle“ - auf dem Weg zur inklusiven Schule
Während die integrative Pädagogik die Eingliederung zuvor „aussortierter“ Kinder mit Behinderungen anstrebt, erhebt die inklusive Pädagogik den Anspruch, eine Antwort auf die komplette Vielfalt aller Kinder zu sein. Der Weg von der Integration zur Inklusion wird von uns als aktive Chance zum Umdenken gesehen, weg von „Kindern mit Behinderungen“, hin zu „Kindern mit besonderen Bedürfnissen“.
Im Grundgedanken der Inklusion steckt das Ziel der größtmöglichen Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben. Der Schule kommt dabei ein Teil dieser Aufgabe zu. Laut Beschluss der UNESCO von 2012 bedeutet inklusive Bildung nach diesem Verständnis, dass
„allen Menschen – unabhängig von Geschlecht, Behinderung, ethnischer Zugehörigkeit, besonderen Lebensbedürfnissen, sozialen und / oder ökonomischen Voraussetzungen - die gleichen Möglichkeiten offen stehen, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale zu entwickeln.“ Das Kollegium der JRS versteht sich als Team einer Schule für alle Kinder und fühlt sich entsprechend der schulischen Leitidee dazu verpflichtet, einen Umgang zu pflegen, der auf gegenseitiger Wertschätzung und Respekt basiert. Wir wenden uns daher gegen jegliche Art von Diskriminierung oder gesellschaftlicher Ausgrenzung. Die Lehrkräfte der JRS sind bereit inklusiv zu unterrichten und sich den veränderten Anforderungen und Herausforderungen zu stellen. Ohne diese Grundeinstellung und den festen Willen sich auf einen neuen Bildungsweg, der Umdenken und sich auf Neues einlassen bedeutet, ist ein solches Konzept zum Scheitern verurteilt.
Wir haben uns auf den Weg gemacht…
Bunte Vielfalt: Jedes Kind ist anders
Die Einrichtung von integrativen Lerngruppen an unserer Schule seit 2008 bietet uns im besonderen Maße die Möglichkeit, diesen Anspruch in unserer täglichen Arbeit umzusetzen. Sie beruht auf dem Prinzip, die Vielfalt in der Bildung und Erziehung wertzuschätzen, sie somit nicht als Problem, sondern als Chance wahrzunehmen. Dies ist nur in einem vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinander möglich, in dem alle bereit sind, dieses Ziel durch aktives Handeln zu unterstützen. Jeder Schüler, jede Schülerin soll an der JRS gemäß seiner individuellen Voraussetzungen optimal gefördert werden. Durch die Erweiterung um Klassen mit Gemeinsamen Lernen versuchen wir im Rahmen der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Förderung auch mit dem Ziel der Vergabe unterschiedlicher Schulabschlüsse an unserer Schule stattfinden zu lassen. Die Schüler/innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf Lernen und Geistige Entwicklung werden zieldifferent, d.h. auf der Grundlage der Richtlinien der entsprechenden Förderschule in enger Anbindung an die Richtlinien und Kernlehrpläne der Hauptschule unterrichtet. Die weiteren Schüler/innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf werden zielgleich, d.h. auf der Grund-lage der Richtlinien der Hauptschule unterrichtet und durch dem Förderschwerpunkt entsprechende Hilfestellungen und Nachteilsausgleiche unterstützt.Unser Schule sind drei Lehrerstellen für Sonderpädagogik zugeteilt. Diese Sonderschul-pädagoginnen unterstützen das Gemeinsame Lernen an unserer Schule.
Inklusion – aber wie?
Nach dem Grundsatz:
„Soviel gemeinsam wie möglich, soviel getrennt wie nötig“
erfordert die inklusive Pädagogik eine Veränderung in der Unterrichtspraxis. Unter dem Gesichtspunkt der unterschiedlichen Schulabschlüsse, die die Schüler/innen an unserer Schule anstreben, und der Idee, dass alle Schüler/innen gleichzeitig am selben Unterrichtsthema teilhaben, spielt deshalb sowohl die äußere als auch innere Differenzierung im Grundsatz der Unterrichtspraxis eine tragende Rolle und stellt uns im Kontext des inklusiven Unterrichts vor neue Herausforderungen.
Individualisierung und Differenzierung sind grundlegende Aspekte für das Gemeinsame Lernen. Wir bemühen uns, jeden entsprechend seiner Stärken und Schwächen auf Basis individueller Förderpläne individuell zu unterstützten und zu fördern. Auf gleichschrittiges Lernen und einheitliche Lernziele muss verzichtet werden, denn nicht jedes Kind kann und will zur selben Zeit das Gleiche lernen. Wir versuchen die Lernanforderungen daher auf die individuellen Lernbedürfnisse aller Schüler/innen abzustimmen.
Das Arbeiten im Team, mit Blick auf inklusive Schule, besonders die Kooperation zwischen Regel- und Förderschullehrer, bildet das Fundament für ein erfolgreiches gemeinsames Arbeiten. Das Ziel ist dabei stets, möglichst allen Schüler/innen adäquate Lernerfolge zu ermöglichen. Die Lehrkräfte in Klassen mit Gemeinsamem Lernen prüfen bei der Unterrichtsvorbereitung, inwieweit die Klasse gemeinsam unterrichtet werden kann.
Es gilt, eine Balance zu finden zwischen individuellen Lernangeboten und gemeinsamen Lernen andererseits.
Nur wenn ein gemeinsames Lernen nicht möglich ist, werden die Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf getrennt unterrichtet. Die Förderung dieser Schüler/innen wird in individuellen Förderplänen festgelegt. Durch die individuelle Zielsetzung jedes einzelnen ist auch eine nahezu zielgleiche Förderung in bestimmten Fächern möglich. Die individuellen Fähig- und Fertigkeiten der Schüler/innen entscheiden über diese Maßnahme.
Soziale Integration - Solidarität
Neben der zieldifferenten Förderung ist im Gemeinsamen Lernen die soziale Integration ein Aufgabenfeld. Jeder soll sich als gleichberechtigtes Mitglied der Klasse fühlen. Die Klasse soll für alle, auch für die Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, zur sozialen und emotionalen Heimat werden.
Ein weiteres soziales Ziel ist der offene und akzeptierende Umgang mit den unterschiedlichen Fähigkeiten, Lernniveaus und Lernbedürfnissen. Schüler/innen erleben im Unterricht, dass es normal ist, „anders“ zu sein.
Im Unterricht, im Einzelgespräch und förderpädagogischen Maßnahmen werden daher Themengebiete wie „Anders sein“, „verschiedene Schüler – verschiedene Schulen“ und „Mobbing“ aufgegriffen und bearbeitet. Insbesondere auch im Sozialtraining, das an unserer Schule fest verankert im Stundenplan erscheint und durch unseren Sozialarbeiter durchgeführt wird, werden diese Dinge ausführlich thematisiert.
Die Bereitschaft zur Umsetzung der UN-Konvention
ist bei allen Beteiligten gegeben, aber die Ziele können nur erreicht werden, wenn die Schule personell und finanziell für diese Arbeit ausreichend ausgestattet wird.